Traditionelle Yogatherapie

Yogacharya Sushil Bhattacharya ist neuer Referent im Lehrgang Yogatherapie des Schweizer Yogaverbandes

Im September 2024 beginnt der fünfte Lehrgang Yogatherapie des Schweizer Yogaverbandes. Erstmals wird darin der indische Yogacharya Sushil Bhattacharya mitwirken. Zusammen mit seiner Frau Ruth Waefler führt er im Bundesstaat Bengalen ein Ashram, in welchem kontinuierlich Behandlungen auf den traditionellen Grundlagen der Yogatherapie durchgeführt werden. 

Das Yoga Mail hatte Gelegenheit, mit Sushil Bhattacharya und Ruth Waefler ein Gespräch zu ihrem Projekt und ihrem Behandlungsansatz zu führen.

Yoga Mail: Wann habt ihr euer Zentrum gegründet und wie hat es sich seither entwickelt.

Sushil Bhattacharya: Das heutige Zentrum haben wir im Jahr 1996 gegründet und zwar in der Gegend, in der ich selbst aufgewachsen bin: im Bundesstaat Bengalen. Vorher hatten wir aber bereits erste Ausbildungen und Kuren in Nepal geleitet. Das Zentrum, wie es heute besteht, ist natürlich das Ergebnis einer langen Aufbauarbeit. Wir haben insbesondere auch darauf geachtet, dass Gäste aus dem Westen sich wohlfühlen, denn viele kommen aus Europa, aber auch aus den USA und Kanada, wo ich früher regelmässig unterrichtete. So haben alle Zimmer eine ansprechende Grösse und sind mit einer eigenen Nasszelle ausgestattet. Zum Praktizieren haben wir eine schöne Halle und auch in den Umschwung haben wir viel investiert. Das Gelände ist über 20‘000 m2 gross. Darauf stehen heute u.a. etwa 160 Mangobäume, 100 Bananenbäume, 60 Zitronenbäume und 200 Jackfruitbäume. Weitere Pflanzungen z.B. von Moringabäumen sind geplant. Über das Zentrum existiert auch ein kurzes Video auf youtube. https://www.youtube.com/watch?v=_aIwzf0vuTI&t=68s

Wie geht Ihr in der Yogatherapie vor?

Sushil Bhattacharya: In einem Ashram hat man natürlich weitergehende Möglichkeiten als bei einer ambulanten Behandlung. Z.B. besteht eine erste Regel für die Patient:innen darin, von zu Hause keinerlei Esswaren oder Medikamente mitzubringen. Unsere Therapie ist dann natürlich auf die einzelne Person zugeschnitten. Am Anfang steht eine Blutanalyse, die wir in Zusammenarbeit mit einem Labor vornehmen, die Messung des Blutdrucks etc. Weiterhin haben im traditionellen Yoga, wie es z.B. im Quellentext „Gheranda Samhita“ beschrieben wird, die Reinigungsprozeduren einen sehr grossen Stellenwert. Diese kommen bei uns fast immer zum Zug. Das kann dann z:B. so aussehen:

Die ersten zwei Tage der Kur wird nur Kichari gegessen, verbunden mit dem Trinken von mindestens vier Litern Wasser.

Am dritten, vierten und fünften Tag folgt eine Salzwassertherapie mit jeweils sechs Litern Salzwasser gefolgt von 4 Litern reinem Wasser. Natürlich kommt es in dieser Zeit zu sehr vielen Toilettengängen, denn es wird eine Art Durchfall erzeugt.

Am sechsten Tag gibt es dann in viel Wasser gekochtes Kichari und am siebten Tag dreimal Kichari.

Begleitet wird dieses Programm von angepassten Körper- und Atemübungen.

Bereits nach sehr kurzer Zeit kann man richtiggehende Heilungswunder erleben. Z.B. ein Patient konnte wegen einer „Frozen Shoulder“ den Arm nicht mehr heben und bereits nach sieben Tagen war es wieder gut.

Ein anderer Patient kam, der wog 120 Kilo und konnte nicht ohne Hilfe aus dem Auto aussteigen und sich dann nur mit Hilfe von Stöcken fortbewegen. Bereits nach vierzehn Tagen konnte er auf die Stöcke verzichten und fühlte sich wie neugeboren.

Ich bin der Meinung, dass es sehr schwierig und wenig erfolgsversprechend ist, speziell bei schwerwiegenden Konditionen, eine erfolgreiche Yogatherapie ohne Reinigungsprogramm anzuwenden.  Im Zentrum gibt es dann noch weitere begleitende Massnahmen, wie z.B. Massagen. Dafür haben wir speziell einige Angestellte.

Wenn die Patienten nach Hause zurückkehren, bekommen sie von uns einen Diät- und Übungsplan mit auf den Weg. Aber natürlich ist es nicht für alle einfach, sich haargenau daran zu halten, was ja mit einer Veränderung des gewohnten Lebensstils einhergeht.

Was sind häufige Ursachen von Krankheiten?

Sushil Bhattacharya: Oftmals hängen Krankheiten mit toxischen Stoffen im Körper, wie Nikotin und Koffein zusammen, jedoch auch erhöhter Harnsäure, was auf Alkoholkonsum hindeuten kann. Aber auch Menschen die z.B. vegetarisch leben, können durch ein Übermass an Fett oder Zucker im Essen ihre Gesundheit schädigen.

Z.B. hatten wir einmal einen Patienten, der war erst 46 Jahre alt, ging aber bereits gebückt. Als er noch jung war, ging es ihm gut. Doch dann hatte er geheiratet und durch ein eigenes Unternehmen sehr viel Stress. So begann er damit, viel zuviel zu essen. Wir haben ihn u.a. mit einer eng übewachten zehntägigen Fastenkur behandelt. Bereits nach dieser kurzen Zeit ging es ihm wesentlich besser und er konnte wieder aufrecht gehen.

Was sind eure Pläne, wie es mit dem Zentrum weitergeht?

Sushil Bhattacharya: In der Schweiz haben wir unsere Aktivitäten reduziert, speziell was die regelmässigen Yogaklassen anbetrifft und wir verbringen jetzt etwa sechs bis sieben Monate pro Jahr im Zentrum in Indien. Weiterhin sind wir daran, das Gebäude zu erweitern und den Umschwung auszubauen. Neben den Therapien bieten wir auch verschiedene Kurse an, die sich besonders an Yoga- oder Therapieinteressierte aus dem Westen wenden.

Neu seid Ihr ja auch am bevorstehenden Lehrgang Yogatherapie des Schweizer Yogaverbandes in Villeret beteiligt. Was werdet Ihr unterrichten?

Sushil Bhattacharya: In unserem Zentrum behandeln wir ja sehr viele Krankheiten, u.a. auch Diabetes und Asthma. Wir werden aufzeigen, welche Möglichkeiten es bei den verschiedenen Beschwerden durch ein stationäres Setting gibt. Daneben werden wir auch einige der beschriebenen Reinigungstechniken, wie z.B. die Salzwasserreinigung selbst anwenden und praktisch erproben.

Sapta Yoga Ashram and Yogic Hospital

Village Kotalghosha
P.O. Kirnahar
Dist. Birbhum
WB, India PIN 731302

Telefon und WA-Nr. +91 9732 253071
https://www.saptayoga.com/

Yogacharya Sushil Bhattacharya

Yogacharya Sushil Bhattacharya (Swami Sadananda) ist der Gründer von Sapta Yoga International. Er wurde in einer traditionsreichen Familie in Westbengalen (Indien) als Sohn eines Mantra-Gurus geboren. Ein prägendes Erlebnis hatte Sushil im Alter von 17 Jahren, als er von seinem Asthma erlöst wurde. Dies nach einigen Monaten intensiver Yogapraxis mit seinem ersten Lehrer, Anil Pal in Shantiniketan. Sushil genoss eine vertiefte, traditionelle Yoga Ausbildung in verschiedenen Ashrams Indiens; sein wichtigster Lehrer war der Arzt und Yogatherapeut Dr. Swami Gitananda.

Es folgten Lehrtätigkeiten rund um die Welt ( Nepal, USA, Japan, Karibik, England, Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.)

Sushil unterrichtet heute teilweise in der Schweiz und führt zusammen mit seiner Frau Ruth Waefler Bhattacharya die Sapta Yoga International-Schule sowie den Sapta Yoga Ashram in West Bengalen, Indien. Das Anliegen der Beiden ist es, den traditionellen Yoga möglichst unverfälscht weiterzugeben. 

www.saptayoga.com

 

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