
Von der Kita ins Yogastudio – dem Herzen gefolgt
Martina wuchs mit der ganzheitlichen Prägung der Steiner-Schule auf – mit dem Bewusstsein für den Menschen in Verbindung mit der Natur, ihren Rhythmen und Bewegungsformen wie Eurythmie. Schon dort begegnete ihr eine Philosophie, die den Menschen als Ganzes in den Blick nimmt. Für sie war das nichts Besonderes, sondern einfach Alltag: «Das war für mich selbstverständlich, so bin ich aufgewachsen.»
Als sie ins Berufsleben einstieg, merkte sie bald, dass ihr der ganzheitliche Blick aus der Schulzeit fehlte. Sie arbeitete als Kindergärtnerin – und war daneben im Turnverein aktiv. Doch sie sehnte sich nach mehr als nur Bewegung, nach einer Verbindung von Körper, Geist und Seele. Mit 20 Jahren fand sie über eine Kollegin zum Yoga – und erkannte: Hier ist der Raum, nach dem sie gesucht hatte. «Es geht nicht nur um den Körper, sondern um so viel mehr. Ich habe Antworten auf Fragen gefunden, die mich schon immer beschäftigt haben.»
Auch in ihrem späteren Berufsleben als Leiterin einer Kita lebte Martina diesen ganzheitlichen Ansatz – ohne damals zu wissen, dass er eng mit yogischen Prinzipien verbunden ist. Achtsamkeit, Selbstreflexion und das Bewusstsein für den Menschen als Ganzes waren für sie einfach selbstverständlich. «Ich habe die yogische Philosophie auch als Führungsperson gelebt – ohne Bücher, ohne grosse Theorie. Die Kinder, die Eltern, die Mitarbeiter:innen – sie waren meine Lehrer:innen.»
Der Wunsch, tiefer in die Yogapraxis einzutauchen, kam aus dem Inneren – und wurde durch ihren Partner, selbst Yogalehrer, bestärkt. «Er meinte: Du machst schon so lange Yoga – du bist eigentlich Yogalehrerin. Mach die Ausbildung!» Dieser Impuls gab den Ausschlag für Martinas ersten Schritt in die Yoga-Ausbildung: ein 250h Teacher Training im Yoga Move in Winterthur. Parallel dazu begann sie zu unterrichten – zunächst mit Teen-Yoga für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. Dieser Einstieg lag ihr besonders, weil sie durch ihre berufliche Erfahrung einen natürlichen Zugang zu jungen Menschen hatte und sie in dieser Lebensphase einfühlsam begleiten konnte.
Yoga als Beruf – zwischen Mut und Hingabe
Heute unterrichtet Martina in ihrem eigenen Yogastudio in Hinwil, das sie durch die Übernahme bestehender Gruppen aufgebaut hat. Neben dem Yogaunterricht bietet sie auch Thai-Yoga-Massagen an und begleitet Menschen in verschiedenen Lebensphasen. Nach ihrem ersten 250-Stunden-Teacher-Training nahm sie sich bewusst Zeit, das Gelernte zu integrieren und in ihrer Praxis zu verankern. Erst danach folgte ein 300-Stunden-Training, das ihr Verständnis vertiefte und erweiterte. Dazwischen absolvierte sie den Medizinischen Grundlagenkurs für Yogalehrer:innen beim Schweizer Yogaverband – für sie ein entscheidender Baustein auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
Der Schritt in die eigene Berufung war nicht nur mutig, sondern auch notwendig: «Die Anstellung in der Kita war für mich nicht mehr vereinbar mit dem, was ich leben wollte. Die Sicherheit einer Anstellung loszulassen, brauchte viel Mut – und die Selbstständigkeit verlangt immer wieder Vertrauen, Ausdauer und Geduld. Das sind alles wichtige Eigenschaften auf dem Yogaweg.»
Anerkennung und Zugehörigkeit durch den Schweizer Yogaverband
Die Mitgliedschaft im Schweizer Yogaverband war für Martina eine bewusste Entscheidung. Sie gibt ihr nicht nur fachliche Sicherheit, sondern vor allem auch das Gefühl von Verbundenheit. «Die Mitgliedschaft im Verband gibt mir das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft – einer Sangha – zu sein, die Zugehörigkeit zu einer Interessensgruppe.»
Gleichzeitig steht die Verbindung mit dem Berufsverband für Qualität und Seriosität im Yogaunterricht. Besonders wichtig war für Martina der Medizinische Grundlagenkurs, den sie an der Yoga University in Villeret, der offiziellen Ausbildungsschule des Verbands, absolvierte. Der Kurs war für sie nicht nur fachlich bereichernd, sondern auch der Türöffner zur Krankenkassenanerkennung – ein entscheidender Meilenstein für ihre berufliche Selbstständigkeit. «Auch wenn die Kassen nicht viel zahlen – für die Leute ist das ein Qualitätsmerkmal. Es zeigt Seriosität. Ich bin sehr begeistert von diesem Kurs, empfehle ihn allen und arbeite immer noch viel mit dem Dossier.»
Wertvoll ist für Martina auch die klare Positionierung des Berufs durch den Verband: «Yoga ist unser Beruf. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt damit, bezahlen die Kursraummiete, unsere Weiterbildungen etc. Der Verband macht das offiziell – das ist professionell.» Dieses Bewusstsein für Qualität und Professionalität gibt ihr Rückhalt in ihrer Selbstständigkeit. Gleichzeitig sieht sie aber auch, wo der Verband noch näher an den Bedürfnissen seiner Mitglieder sein könnte. Für die Zukunft wünscht sie sich deshalb vor allem mehr Unterstützung in betriebswirtschaftlichen Themen. «Als berufstätige Yogalehrerin stellen sich mir immer wieder Fragen zu Themen wie Untervermietung des Kursraums, Anstellung von Personal, Buchhaltung oder Marketing. Da wäre eine Beratungsstelle sehr hilfreich.»
Was Martina angehenden Yogalehrer:innen rät
Martinas Botschaft an alle, die am Anfang ihres Yogaweges als Lehrende stehen, ist klar: «Seid mutig und macht einfach.» Man müsse nicht alles perfekt können, um zu beginnen. «Niemand ist perfekt – wie in jedem anderen Beruf wächst die Erfahrung mit der Zeit, durch das Ausüben und Unterrichten selbst.»
Ihr eigener Weg zeigt ihr, dass Vertrauen entscheidend ist. Auch ihr Unterricht hat sich im Laufe der Jahre mit ihrer Persönlichkeit verändert. Authentischer Unterricht, so sagt sie, passe sich der jeweiligen Lebensphase an. Und letztlich spreche die Essenz des Yogas für sich – in dem, was die Teilnehmenden für sich selbst erfahren.