
Eine verlorene Wette – und der Beginn eines Yogawegs
Als Jana nach der Matura an der ETH Zürich Bewegungswissenschaften und Sport studierte, hätte sie nicht gedacht, dass ein Spass unter Freundinnen einen wichtigen Schritt auf ihrem Weg weisen würde. Während intensiver Prüfungsphasen war sie oft angespannt und völlig auf das Lernen fokussiert. Eine Freundin, die regelmässig Yoga praktizierte, schlug ihr immer wieder vor, mitzukommen – doch Jana winkte ab: «Ich habe keine Zeit, ich muss lernen.» Erst eine verlorene Wette brachte sie dann doch in ihre erste Yogastunde. Und die hatte es in sich. «Ich trat aus dem Raum und merkte, ich war eine Stunde lang nur bei meinem Atem und meinem Körper. Das war ein völlig neues Gefühl von Zentrierung.»
Dieser Moment legte den Grundstein für ihren weiteren Weg und liess in ihr den Wunsch wachsen, Yoga mehr und mehr zu erforschen. Aus der eigenen Praxis entstand der Drang nach Vertiefung – schliesslich führte er sie zu einem ersten Teacher Training in Indien. Doch auch danach spürte Jana: Das war erst der Anfang. «Ich hatte das Gefühl, ich habe gerade mal an der Oberfläche gekratzt – da steckt noch so viel mehr dahinter.» Zurück in der Schweiz begann sie, sich intensiv mit verschiedenen Ausbildungsstätten auseinanderzusetzen. Die Entscheidung fiel klar auf die Yoga University in Villeret. «Für mich hat dort einfach alles Sinn gemacht – der Aufbau, die Möglichkeit, vor Ort zu wohnen, die Tiefe der Inhalte und vor allem die Selbsterfahrung. Es war nicht nur eine Ausbildung, sondern ein echter Prozess.» Die Kombination aus fundierter Theorie, Praxis und persönlicher Entwicklung überzeugte sie nachhaltig. «Das war für mich der richtige Ort, um wirklich einzutauchen – ernsthaft, achtsam und mit Qualität.»
Janas erste Unterrichtserfahrungen – zwischen Sporttherapie und Yoga
Nach dem Studium arbeitete Jana mehrere Jahre in der Sporttherapie. Dabei stellte sie fest: Beschwerden wie Rückenschmerzen sind oft nicht nur körperlich bedingt. «Viele Faktoren spielen mit – Stress, Dinge, die man nicht mehr tragen möchte.» Parallel war sie bereits in der Yoga-Ausbildung und spürte immer deutlicher: Heilung geschieht nicht allein durch Bewegung, sondern dort, wo Achtsamkeit, Atem und innere Haltung dazukommen – dort, wo Yoga den Körper und die Seele wieder ins Gleichgewicht führt.
Jana leitete in ihrer Tätigkeit in der Sporttherapie bereits Gruppenstunden wie Pilates und so war der Schritt ins Unterrichten von Yoga ein natürlicher. Zwar konnte sie im Rahmen ihrer Tätigkeit auch erste Yogastunden anbieten, doch das Umfeld war stark medizinisch geprägt – mit klaren Grenzen. «Alles, was in Richtung energetische Praxis ging, musste ich zurückhalten.» Bald merkte sie: Sie wollte Yoga so weitergeben, wie sie es selbst erlebt hatte – mit Tiefe, Achtsamkeit und allem, was dazugehört.
Sie mietete sich in etablierte Studios wie den Yoga Circle von Yvonne Bertogg ein und gestaltete erste eigene Stunden. Dabei entdeckte sie auch die organisatorischen Seiten des Berufs: Angebotsentwicklung, Kommunikation, Website – all das gehörte nun dazu und wurde zu einem wichtigen Teil ihres Lernprozesses in Richtung Selbstständigkeit. Parallel arbeitete sie weiterhin in der Sporttherapie und stieg in eine Personal-Training-Firma ein, mit Aussicht auf eine Führungsrolle.
Der Schritt ins eigene Studio – getragen von Bauchgefühl und Mut
Ihr beruflicher Weg schien also geplant – und doch sagte ihr Bauchgefühl etwas anderes. Im Sadhana Retreat gegen Ende ihrer Yoga-Ausbildung wurde ihr klar: Dieser Weg passt nicht zu ihr. Sie braucht einen eigenen Raum – einen Ort, an dem sie Yoga so anbieten kann, wie sie es versteht, und zugleich ihre Massagearbeit, das Personal Training und die Klangarbeit integrieren kann.
Zurück in Zürich setzte sie ihren Entschluss innerhalb weniger Tage um: Kündigung, Raumbesichtigung, Mietvertrag – alles fügte sich überraschend schnell. Zunächst mietete sie sich bei zwei Kung-Fu-Lehrern ein, bis sie das Studio nach rund eineinhalb Jahren übernahm und die Räumlichkeiten ganz ihren Bedürfnissen anpasste. Heute ist daraus ein achtsamkeitszentriertes Yogastudio mitten in Zürich geworden – ihr Herzensprojekt.
In ihrem Unterricht steht Achtsamkeit im Zentrum. Besonders wichtig ist ihr die Sicherheit und Individualität der Praxis – geprägt durch ihren sporttherapeutischen Hintergrund. «Ich arbeite viel mit älteren Menschen oder mit Menschen, die Beschwerden haben. Es braucht Zeit, Varianten, Achtsamkeit. Es geht mir nicht darum, Yoga als Workout anzubieten – dafür gibt es Fitnesscenter. Yoga ist mehr als Sport.» Besonders erfüllt ist Jana, wenn sie in einer Stunde spürt, dass Teilnehmende wirklich ankommen: «Wenn die Atmung ruhiger wird, der Körper sich entspannt, vielleicht die Augen zufallen – und man sieht, dass Einheit entstanden ist. Das sind die Momente, die mich glücklich machen.»
Am Puls bleiben, verbunden bleiben – im Schweizer Yogaverband
Für Jana bedeutet die Mitgliedschaft vor allem Sicherheit und Gemeinschaft. «Es ist, als hätte man einen grossen Bruder an seiner Seite.» Besonders schätzt sie die Unterstützung während der Pandemie, die Möglichkeit zur QualiCert-Zertifizierung und die Verbindung zur Yoga University. «Man bleibt am Puls, kann sich weiterbilden, inspirieren lassen. Das ist Gold wert.»
Auch die Qualitätssicherung ist ihr ein Anliegen. «Es gibt viele Schnell-Ausbildungen, die man in wenigen Wochen während einer Auszeit an einem idyllischen Ort absolviert. Ich wünsche mir, dass sichtbarer wird, wie viel Ernsthaftigkeit und Tiefe in einer mehrjährigen Ausbildung steckt.»
Was Jana angehenden Yogalehrer:innen rät
Ihr Tipp an Kolleg:innen, die am Anfang stehen: authentisch bleiben, mutig sein und nicht einfach Trends folgen. «Überleg dir, was du wirklich weitergeben willst – das, was du selbst lebst. Und manchmal braucht es einfach Mut, loszulegen – vielleicht zuerst nebenberuflich. Wichtig ist, dass es Freude macht.»