Instagram als Teil des Marketingauftritts von Yogalehrer:innen

Ist Instagram das Google der nächsten Generation? Und benötigen wir als selbständige Yogalehrer:innen einen Instagram-Account?

Artikel Instagram

Persönliche Einschätzung und ein Erfahrungsbericht
von Daniela Küng

Als ehemalige Marketing-Angestellte war es mir von Anfang an wichtig, dass ich mich auf dem Weg in die Selbständigkeit um die Sichtbarkeit meines Angebots kümmere. Denn was nützen meine wohltuenden Yogastunden, wenn niemand davon weiss? So habe ich gleich zum Start meines ersten Yogakurses im Jahr 2007 in eine professionelle Website investiert und bin einen Tag lang zu Fuss durch die Umgebung gestreift und habe Flyer in Briefkästen verteilt. Ich habe einen PR-Artikel verfasst und ihn an die regionalen Zeitungen geschickt - dieser wurde tatsächlich auch abgedruckt. So hatte ich bald einige Yogaschüler:innen.

Damals war die Yoga-Welt in der Schweiz noch eine andere, in meiner Gegend gab es nur vereinzelte Kursangebote. Yoga war zu dieser Zeit beinahe exotisch und die Eröffnung eines Yogastudios hatte «News-Charakter». Ich musste etwas Mut aufbringen, mich selbst im Internet und in der Zeitung zu präsentieren. Mir war aber klar, dass Yogalehrer:innen eine Dienstleistung anbieten, die stark geprägt ist von der eigenen Person und ich nicht drumherum kommen würde. Zu dieser Zeit hatte Social Media noch einen anderen Stellenwert und war für mich irrelevant.

Inzwischen hat sich nicht nur die Yoga-Welt in der Schweiz verändert, sondern auch die Welt des Internets und der Sozialen Medien. Yoga-Angebote sind wie Pilze aus dem Boden gesprossen und mit den Smartphones wurden Mobiltelefone internetfähig und zu Fotokameras und damit wurden auch die Sozialen Medien immer populärer. Heute haben die meisten Schweizer:innen ein Smartphone. Es wurden unzählige Apps entwickelt, von denen einige auch sehr sinnvoll und arbeitserleichternd sind. Und zugegebenermassen stelle ich an mir selbst fest, dass ich das Handy inzwischen öfter in der Hand habe und es ein Arbeitsinstrument geworden ist.

«Instagram hielt ich für eine oberflächliche Scheinwelt, die von Filtern geprägt ist.»

Instagram kam im Jahr 2010 auf den Markt – eine fürs Smartphone entwickelte App, die das Versenden von Bildern an Freunde ohne Qualitätsverlust erleichtern sollte. Während ich mich bei meiner Marketingstrategie immer darum bemühte, einen professionellen Webauftritt zu haben und hin und wieder auch in den regionalen Zeitungen Inserate schaltete, liess ich die Sozialen Medien aussen vor. Neue Interessenten fanden mein Angebot und ich war zufrieden mit der Teilnehmerzahl. Ich hatte Widerstände, mich auf Facebook und Instagram «zur Schau» zu stellen und dauernd auf dem Handy rumzudrücken. Einen Facebook-Account hatte ich zwar eingerichtet, aber nur wenig benutzt und noch weniger gepostet. Einen Instagram-Account hatte ich nicht – ich hielt diese Plattform für eine oberflächliche Scheinwelt, die von Filtern geprägt ist.

Warum ich jetzt doch einen Instagram-Account habe

Ausschlaggebend war die Planung eines grösseren Yoga-Events, um den Yoga in meiner Region noch bekannter zu machen und mit anderen Yoga-Anbietern in der Umgebung zusammenzuarbeiten. Nach der Pandemie habe ich gespürt, dass die Menschen wieder zusammenkommen wollen und die Gemeinschaft suchen und ich fand die Idee auch schön, dass Yogalehrer:innen zusammenarbeiten. Für dieses Projekt habe ich also einen Instagram-Account eingerichtet. Ich gehöre zu jenen Generationen, die nicht mit dem Internet und Handy aufgewachsen sind. Trotzdem schätze ich mich als IT-affine Person ein und finde mich in Apps normalerweise schnell zu recht. Instagram war für mich auf den ersten Blick undurchsichtig – mir waren die verschiedenen Möglichkeiten, Beiträge zu schalten nicht klar und der Algorithmus dahinter schon gar nicht (wobei man diesen Algorithmus wohl nie ganz durchschauen kann und er auch immer wieder geändert wird). So entschloss ich mich, einen Instagram-Kurs zu absolvieren. Der brachte tatsächlich Licht ins Dunkel und ich fragte mich, ob ich etwas verpasst habe, weil ich nicht schon längst einen Instagram-Account für mein Yogastudio pflegte?

Wohlwollende und inspirierende Begegnungen

Mit dem neuen Zugang zur bunten Welt der Fotos und Videos bin ich entsprechend meinen Vorurteilen auf dieser Plattform viel Oberflächlichem, Künstlichem und Lächerlichem begegnet (POV: meine subjektive Betrachtung). Aber ich war auch überrascht von der Kreativität der Menschen, der Schönheit der Natur, der Begabung von Künstlern, der Liebe für Tiere und den professionellen Firmenauftritten. Tatsächlich könnte man in der Vielfalt der Beiträge aus der ganzen Welt versinken und stundenlang am Handy kleben…! So bin ich auch auf viele anregende Beiträge und Videos von anderen Yogapraktizierenden und -lehrenden gestossen, darunter auch einigen bekannten Berufskolleg:innen begegnet. Viele selbständige Yogalehrer:innen nutzen professionell einen Instagram-Account und teilen Einblicke in ihre Yoga-Welt. Diese Begegnungen auf Instagram mit anderen Yogalehrer:innen empfinde ich als sehr wohlwollend und inspirierend!

Ich habe mich also weiter mit Instagram auseinandergesetzt. In der App gibt es auch eine Suchfunktion. Im Gespräch mit jungen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren (Generation Z) wurde mir bewusst, dass Instagram eine wichtige Plattform für diese Generation ist. Junge Menschen nutzen Instagram, um nach Angeboten oder Inspirationen zu suchen. Ich ging davon aus, die ganze Sucherei spielt sich ausschliesslich über Google ab. Dieser Suchdienst ist zwar immer noch an vorderster Stelle und ein Webauftritt ist meines Erachtens nach wie vor unersetzbar, da auch die meisten Online-Käufe oder Buchungen immer noch übers Internet getätigt werden. Aber inzwischen informieren und inspirieren sich viele (jüngere) Menschen in den Sozialen Medien.

Die Präsenz und Auffindbarkeit auf Instagram haben an Bedeutung gewonnen, wenn man Menschen der kommenden Generationen ansprechen möchte.

Daraus schliesse ich, dass es für Unternehmen durchaus empfehlenswert ist, eine Präsenz auf Instagram zu haben. Wenn wir das Ziel verfolgen, unseren Instagram-Account professionell zu nutzen und Kunden anzusprechen, ist es wichtig, dass wir beim Posten von Beiträgen eine Strategie verfolgen. Das bedeutet, dass wir nicht wahllos dieses und jenes Posten, sondern gezielt gute visuelle Inhalte erstellen. Das professionelle Instagram-Profil und der sogenannte Instagram-Grid (die Übersichtsseite mit allen Beiträgen) sollen einen ansprechenden ersten Eindruck erzeugen, so wie wir das auch mit unserem Webauftritt verfolgen. Besonders, wenn wir auf viele Follower aus sind, ist ein ansprechender Instagram-Grid und eine gute Struktur bei den Beiträgen sicher hilfreich. Es stellt sich jedoch die Frage, ob wir überhaupt viele Follower benötigen?

Mein persönliches Fazit

Selbständige Yogalehrer:innen, die von ihrem Yogaeinkommen (teilweise) leben und unter den heute unzähligen Yogaanbietern gefunden werden möchten, sollten sich nicht nur um eine professionelle Website und gute Suchmaschinenoptimierung kümmern, sondern (in Zukunft) auch ein ansprechendes Profil auf Instagram pflegen. Instagram ist eine gute Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zu interagieren und sich in den Sozialen Medien professionell zu zeigen. Viele Follower sind meiner Meinung nach gar nicht erfolgsentscheidend. Mit Hunderten von Followern habe ich nicht mehr Kursteilnehmer:innen bei mir im Yogastudio - ich habe ja auch kein Platz für Hunderte von Yogaschüler:innen. Falls wir jedoch ein «skalierbares Produkt» haben (z.B. Online-Kurse), können viele Follower wiederum nützlich sein. 

Tatsache ist, wenn wir ein Follower-Wachstum anstreben, müssen wir täglich viel Zeit investieren. Und bei der Einteilung meiner Zeit bin ich immer wieder hin- und hergerissen zwischen Unternehmertum und meinem Yogaweg und versuche, das richtige Mass für beides zu finden. Auf Instagram teile ich inzwischen ungefähr einmal die Woche (das ist für Follower-Wachstum natürlich viel zu wenig…) meine Gedanken zu Yoga-Themen, Einblicke aus dem Yogastudio und auch aus meiner eigenen Yogapraxis. Ich stelle mich also inzwischen auch zur Schau;-)

Viel wichtiger ist für mich aber nach wie vor die Innenschau, wo ich mein Handy weglege und ich mich den unterschiedlichen und vielfältigen Aspekten der Yogapraxis widme. Und ich bin überzeugt, dass auch ein oberperfektes Instagram-Profil, das zahlreiche Follower anzieht, im Endeffekt nicht massgebend ist für unseren beruflichen Erfolg als Yogalehrer:innen. Es wäre einfach schade, wenn die Angebote von gut ausgebildeten und ernsthaften Yogalehrenden, die sich eben intensiv der eigenen Innenschau widmen, in der Masse der «nach aussen gerichteten» Yoga-Angebote untergehen, weil sie auf dem Markt nicht sichtbar sind…

Und damit auch der Schweizer Yogaverband mit seinen fundierten und gehaltvollen Angeboten im Markt nicht untergeht, habe ich für den Yogaverband nun auch einen Instagram-Account angelegt. Ich habe mir für die ersten Beiträge eine Strategie überlegt und werde auf eine hübsche Erscheinung achten. Der Yogaverband wird seinen Instagram-Account nicht aufwendig pflegen und ist nicht auf Follower-Wachstum aus. Aber wir markieren Präsenz!

https://www.instagram.com/schweizer_yogaverband/

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Daniela

Daniela Küng
Präsidentin Schweizer Yogaverband
dipl. Yogalehrerin SYV/EYU

www.anandayoga.ch
www.rockmybusiness.ch

 

Ankündigung Weiterbildungsseminar Marketing für Yogalehrer:innen

Zum Weiterbildungsprogramm vom Schweizer Yogaverband gehört im nächsten Jahr auch ein Seminar, welches das Thema Marketing für selbständige Yogalehrer:innen behandelt.

30. Oktober bis 02. November 2025, Seminarleitung Daniela Küng